
Franz Schubert
Der Liederfürst besucht Schloss Ebenzweier
„Es ist und bleibt ein göttlicher Genuß, diese beiden zu hören“, schreibt Therese Clodi an ihren Bruder. Natürlich ist von niemand anderem die Rede als dem berühmten österreichischen Komponisten Franz Schubert und dem damals sehr bekannten Opernsänger Johann Michael Vogl, die im Sommer 1825 mehrere Wochen in Gmunden verbringen. Einige Male sind sie auch zu Gast auf Schloss Ebenzweier.
Die Gedenktafel am Schloss berichtet zwar von einem längeren Aufenthalt, der jedoch nach einem Briefwechsel zwischen Therese Clodi, der Tochter des Schlossbesitzers Florian Maximilian, und Franz Schubert, nicht stattgefunden hat.
Einige kürzere Besuche sind jedoch mit den Briefen Therese Clodis belegt. So schreibt sie am 22. Juni 1825 an ihren Bruder in Wien:
„Daß Vogl und Schubert schon bei uns waren, glaube ich Dir schon geschrieben zu haben, ich möchte sie so gerne einladen, und weiß noch nicht, wie ich es recht machen soll, zweimal hörte ich Vogl singen und Schubert spielen, es ist und bleibt ein göttlicher Genuß, diese beiden zu hören.“
Es besteht kein Zweifel, dass die Familie Clodi zum Freundeskreis Schuberts gehört. So ist etwa erwähnte Therese eine geborene von Spaun und Verwandte von Joseph Freiherr von Spaun, der wiederum ein Freund Franz Schuberts ist.
Ein weiterer Begleiter ist Moritz von Schwind, der zwei Ölbilder von Therese Clodi und ihrem Vater malt. In einem Brief an seinen Gefährten schreibt er am 2. Juli 1825:
„Wenn Du nach Ebenzweyer kommst, so empfiehl mich und richte aus, was Du nur Schönes auftreiben kannst.“
Auch der österreichische Schriftsteller Eduard von Bauernfeld, der engen Kontakt zum Komponisten pflegt, ist oft zu Gast bei Resi, wie Therese Clodi in ihrem Umfeld genannt wird.
Dass so viele Künstler und Aristokraten ihre Sommermonate in Gmunden und rund um Schloss Ebenzweier verbringen, liegt nicht nur an der wunderschönen Landschaft und dem idyllischen See, sondern auch an der Nähe der kaiserlichen Sommerresidenz in Bad Ischl.
Am 25. Juli schreibt Schubert seinen Eltern aus Steyr:
„Ich bin jetzt wieder in Steyr, …. war aber sechs Wochen in Gmunden, dessen Umgebungen wahrhaftig himmlisch sind, und mich, so wie ihre Einwohner, besonders der gute Traweger innigst rührten, und mir sehr wohl taten.‘‘
Erwähnter Traweger ist ein Kaufmann, bei dem Schubert residiert, wenn er in Gmunden zu Besuch ist. Den Briefen zufolge wäre Schubert gerne wieder nach Gmunden gefahren und hätte ebenso gerne Schloss Ebenzweier besucht, doch aufgrund seiner bescheidenen finanziellen Mittel und seines immer schlechter werdenden Gesundheitszustandes bleibt ihm dieser Wunsch verwehrt.
Franz Schubert leidet an Syphilis, zusätzlich quält ihn eine Infektionskrankheit, vermutlich Typhus. Drei Jahre nach seinem Besuch am Traunsee verstirbt der große Komponist mit nur 31 Jahren in Wien.
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