„Wir sind der schönen Gegend wegen so langsam gereist, dass wir erst zwei Tage hier sind“, schreibt Alexander von Humboldt, deutscher Forschungsreisender und größter Naturforscher seiner Zeit, 1797 nach einer Reise von Linz aus quer durch Oberösterreich ins Salzkammergut.
So verwundert es nicht, dass in dieser Region die ältesten Wurzeln der Sommerfrische liegen. Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts verlegen die Städter den Lebensmittelpunkt während der warmen Jahreszeit in ihre Sommerdomizile am Traunsee oder an einem der vielen anderen Seen.
Für das oberösterreichische Salzkammergut gelangt die Sommerfrische zu wirtschaftlicher Bedeutung, da sich Kaiser Franz Joseph ab Mitte des 19. Jahrhunderts regelmäßig in Bad Ischl aufhält und von 86 Sommern seines Lebens lediglich drei nicht hier verbringt. Auch Kaiserin „Sisi“ soll sich bei ihrem ersten Aufenthalt nicht nur in den Kaiser, sondern ebenso in die Region verliebt haben.
Die gehobene Wiener Gesellschaft aus Künstlern, Ärzten, Politikern und Wirtschaftsvertretern legt großen Wert darauf, auch während des Sommers in der Nähe ihres Monarchen zu sein. Vor allem das jüdische Bürgertum fühlt sich dadurch in hohem Maße mit der Habsburgermonarchie und Österreich verbunden. Man trägt mit Stolz Dirndl und Trachtenanzug und verbringt mit Frau, Kindern und Personal mehrere Monate in der Nähe Bad Ischls und verwandelt so die Salzstadt Gmunden und ihre Umgebung in ein nobles, kleines Wien am See.
Selbstverständlich wird auch während der Sommerfrische gearbeitet und das eine oder andere Geschäft in entspannter Atmosphäre mit Blick auf das blaue Wasser der Seen abgeschlossen.
Die Anwesenheit des Kaisers sorgt dafür, dass sich für Bad Ischl das Tor zur großen Welt öffnet. Persönlichkeiten wie Marie von Ebner Eschenbach, Johann Strauß, Johannes Brahms, Egon Schiele, Gustav Klimt und Gustav Mahler sowie zahlreiche ausländische Monarchen verbringen ihre Sommerfrische im Salzkammergut.
Das ist der Beginn eines frühen Tourismus, dem bis zur Gegenwart eine maßgebliche wirtschaftliche Bedeutung in der Region zukommt. Im 20. Jahrhundert sind unter anderem Clark Gable, Marlene Dietrich, Emil Jannings, Susi Nicoletti, Alfred Gerstenbrand, Karl Heinrich Waggerl sowie Hannelore und Helmut Kohl zu Besuch. Und auch heute noch ist Bad Ischl Treffpunkt der Aristokratie, vor allem im August, anlässlich des Geburtstags des Kaisers.