Hohlwulstringe
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Hohlwulstringe der Hallstattzeit

Eine Grabbeigabe für verheiratete Frauen

Eine kleine Menschengruppe hat sich am Grab einer alten Frau eingefunden. Neben ihrem Trachtschmuck wird sie mit bronzenen Hohlwulstringen bestattet. Die Trauernden halten Fackeln in den Händen. Ihr Feuer erhellt die Nacht, die Flammen spiegeln sich in der glänzenden Oberfläche der bronzenen Ringe. Über zweitausend Jahre später finden Archäologen diese noch an der Stelle im Grab, wo die Verwandten die Ringe an der Hüfte der verstorbenen Frau platzierten – und bieten uns damit einen Einblick in die längst vergangene Welt der Kelten.

Hohlwulstringe werden fast ausschließlich in keltischen Frauengräbern gefunden, meist paarweise im Hüftbereich, so auch in den hallstattzeitlichen Gräbern von Traunkirchen. Eine Besonderheit sind die reichen Verzierungen mit Kreisaugen und rillenförmigen Vertiefungen. Benutzungsspuren deuten auf eine Verwendung im täglichen Leben hin – wobei die Reduktion auf Schmuck oder Tracht vielleicht zu kurz greift.

Der Kreis und dessen Kombinationen und Varianten wie Spiralen und Ringe sind in der Mythologie der Kelten tief verankert. Die Kreisform im Allgemeinen und Ringe im Besonderen ziehen sich durch alle Lebensbereiche der keltischen Kultur. Geometrische Kreissymbole beziehen sich oftmals auf Geburt, Leben und Tod. Auch die Hohlwulstringe haben wahrscheinlich eine ähnliche Bedeutung. Die Kreisform selbst lässt sich auf die Idee von Anfang und Ende zurückführen. Sie beschreibt einen vollkommenen Zyklus von Leben, Tod und Wiedergeburt, der sich jedes Mal aufs Neue wiederholt.  

Die Kreisform und deren Bedeutung findet sich auch in den noch erhaltenden Bauwerken der Kelten wieder. Man denke nur an die Steinkreise, die in ganz Europa von der Jungsteinzeit, dem Neolithikum bis in die Bronzezeit errichtet wurden.

Die Technik der Herstellung von Hohlwulstringen beruht auf dem Wachsausschmelzverfahren. Dabei wird ein Tonkern mit einer dünnen Wachsschicht überzogen und diese wiederum mit einem Tonmantel bedeckt. Nach dem Ausschmelzen des Wachses gießt man flüssige Bronze in den Hohlraum und entfernt nach dem Erstarren des Metalls Tonmantel und Tonkern. Es können nur Vermutungen über die verwendeten Ornamente und Verzierungen angestellt werden, denn die genaue Bedeutung und Symbolik der meisten keltischen Symbole bleibt ungeklärt.

Ringformen variieren in Größe, Verzierung und Fertigung, wie z.B. den Torques (Aussprache lat. torkwes), spiralig gedrehte, an den Enden oft reich verzierte offene Ringe. Bei den Kelten waren sie ein Zeichen der Herrschaft. Ein anschauliches Beispiel bietet die Skulptur des sterbenden Galliers in den kapitolinischen Museen. Auch die Römer übernehmen die keltischen Torques als militärische Auszeichnung. Seit Julian Apostata (Betonung 1. Silbe), genannt der "Abtrünnige", da er vom christlichen Glauben abfiel, krönt man römische Kaiser ab der Mitte des 4. Jhd. mit einem Torques anstelle eines Diadems.

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