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Der "Narrenturm"

Am 19. April 1784 eröffnete der "Narrenturm" (auch bezeichnet als "Tollhaus", "Irrenhaus", "Kaiser Josefs Gugelhupf") als weltweit erster Spezialbau zur "Bewahrung und ärztlichen Versorgung" von psychisch Kranken.

Josef II. ließ als einzigen Neubau des AKH 1784 diesen festungsturmähnlichen Rundbau errichten. Auf einem künstlich aufgeschütteten Hügel als Endpunkt der Hauptachse und höchster Punkt der Anlage angelegt, verband der "Narrenturm" architektonisch das zivile AKH mit dem militärischen Garnisonsspital.

Die Planungen von Josef II., AKH-Direktor Joseph Quarin (1733—1814) und Hofarchitekt Isidore Canevale (1730—1786) wurden von Baumeister Josef Gerl (1734—1798) als fünfgeschossiges kreisrundes Gebäude mit Verbindungstrakt im Innenhof umgesetzt, assoziativ näher am Gefängnis als an der Heilanstalt mit dem lateinischen Hexameter über dem Eingang: "HIC LOCUS EST UBI MORS GAUDET SUCURRERE VITAE - Hier ist der Ort, wo der Tod sich freut, dem Leben beizustehen".

Der Bau beherbergte 139 Einzelzellen mit schlitzartigen vergitterten Fenstern. 28 "Narrenbehältnisse" reihen sich je Stockwerk scheinbar endlos aneinander. Die eisenbeschlagenen, gittergeschützten Holztüren wurden erst einige Zeit nach Eröffnung des "Narrenturms" eingebaut. "Ruhige Irre" durften sich teilweise in den Rundgängen vor den Zellen frei bewegen, denn nur durch die Räume der Aufseher führte ein Weg über die einzige Stiege zum Ausgang des Gebäudes. Mit wenig Personal konnten so viele PatientInnen im "Narrenturm" bewacht bzw. verwahrt werden.

Foto: Wikipedia, Gryffindor, 2006
© CC BY-SA 3.0

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