Künstlerisches Konzept
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Das künstlerische Konzept

Spuren lesen

Minna Antova realisierte ihr Ziel, die Gebäudereste der Synagoge von Max Fleischer zu erhalten, sowie die Zerstörung durch die Nationalsozialisten und die Spuren der Nachkriegszeit als historische Nutzungsspuren sichtbar und lesbar zu machen.

Die zerstörten Bauelemente des Bethauses (Dach, Vorbau, Thora-Nische) wurden nach dem Originalentwurf des Architekten durch Glaselemente ersetzt. Die Transparenz der Glaswände soll die BesucherInnen zusätzlich für die Thematik sensibilisieren: Der Innenraum symbolisiert Schutzlosigkeit und erzeugt dadurch eine besondere Körperwahrnehmung.

Die Wand ist mit Freskomalereien in Form von "zerrissenen" Stücken von Thora-Rollen gestaltet, interpretiert die Marginalisierung der Geschichte des Baues als jüdisches Bethaus und nimmt Bezug auf das Alte Testament. Assoziativ soll an das "farbige", reichhaltige religiöse Leben im Betpavillon erinnert werden. Auf Wandlänge vergrößert, im Kalk eingeritzt sind die ersten Worte des Dekalogs — in Anlehnung an die Gesetzes-Tafeln über dem Thoraschrein in Synagogen.

Der transparente mehrschichtige Boden verweist auf die sich überlagernden Ebenen der Geschichte: Die erste Schicht ist der 1:1 vergrößerte originale Grundrissplan, darüber wird in einer nächsten Glasschicht ein Schreiben der Gestapo zur Zerstörung der Wiener Synagogen im Novemberpogrom 1938 gezeigt (das Innere dieser Synagoge wurde ebenfalls zerstört); an oberster Stelle wird der Umbauplan zu einem Transformatorraum aus den 1970er Jahren abgebildet.

Die begehbare Fläche um den Denkmalbau ist in die Umgestaltung miteinbezogen: hier ist der im Realmaß vergrößerte Original-Grundrissplan von Max Fleischer markiert. Auf dem vorbeiführenden Weg ist ein Text mit den kulturhistorischen Fakten zur Geschichte des Bethauses und dessen Architekten in Deutsch, Hebräisch und Englisch angebracht.

Bildlegende: Konzept DENK-MAL Marpe Lanefesch von Minna Antova, 1998, Foto Minna Antova, 1992, © Minna Antova

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