Der Altar und sein Programm
Bild  vergrößern Bild verkleinern

Der Altar und sein Programm

Der Verduner Altar ist in künstlerischer, technischer und inhaltlicher Hinsicht ein einzigartiges Werk. Die umfangreichen Inschriften der Rahmenleisten geben Aufschluss über Entstehungsgeschichte und Fertigstellung der Emailtafeln. Und über deren Inhalt: es sind Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament als Überblick über die gesamte christliche Heilsgeschichte.

Dieses heilsgeschichtliche Programm wurde von den Chorherren des Stiftes selbst entwickelt. Es besteht aus 51 biblischen Szenen, zahlreiche lateinische Verse erklären nicht nur Sinn und Aufbau des Werkes, sondern jede einzelne Darstellung. Geboten wird eine Zusammenfassung des göttlichen Heilsplanes, angefangen von der Uroffenbarung bis zur Vollendung am Ende der Zeiten.

Das theologische Konzept zeigt drei horizontale Reihen, den drei heilsgeschichtlichen Zeitaltern entsprechend. Die obere Zone umfasst die Zeit von der Weltschöpfung bis zur Uroffenbarung, also jenem Zeitpunkt, an dem Gott Mose seine Gesetze verkündet. Daher wird die obere Zone mit dem lateinischen Begriff „ante legem“, also „vor dem Gesetz“, bezeichnet. Die untere Zone heißt „sub lege“, also „unter dem Gesetz“ und stellt den Zeitraum von der Gesetzgebung auf dem Berg Sinai bis zum Ende des Alten Testaments dar. Die mittlere Zone stellt schließlich das messianische Zeitalter, die Erfüllung der alttestamentlichen Vorbilder dar. Diese Zone heißt „sub gratia“, also „unter der Gnade“.

Aber auch die vertikale Anordnung der Tafeln hat System: je drei übereinanderliegende Bilder bilden eine Gruppe. Das Neue Testament, die Zone „sub gratia“, wird somit als Schlüssel zum Alten Testament, den Zonen „ante legem“ und „sub lege“ verstanden: die alttestamentlichen Ereignisse und Personen sind die Vorbilder des Geschehens im Neuen Testament. Diese Form der Darstellung nennt man Typologie, eine im Mittelalter sehr geläufige Betrachtungsweise.

Mit * markierte Felder sind Pflichtfelder.