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Die Dienstbotenmadonna

Die in der südlichen Turmhalle aufgestellte Dienstbotenmadonna ist eine der schönsten und ältesten Skulpturen des Stephansdomes. Maria, in ein weites, fließendes Gewand gehüllt, trägt das Jesuskind. Sie beobachtet mit mild lächelndem Gesichtsausdruck, wie sich der Kleine an ihrer Brosche zu schaffen macht. Zwischen 1280 und 1320 entstanden, war die Statue ursprünglich bunt bemalt und mit goldenen Ornamenten verziert. Die Farben gehen im Laufe der Jahrhunderte zwar ebenso verloren wie das originale Aussehen, denn im 19. Jahrhundert wird vor allem das Gesicht der Madonna mehrfach verändert. Dennoch, es schadet nicht: in ihrem eleganten und schwungvollen Stil ist die Dienstbotenmadonna eine der herausragenden Plastiken der Hochgotik.

Woher stammt der Name „Dienstbotenmadonna“? Eine Sage aus dem 17. Jahrhundert liefert eine Erklärung: ursprüngliche Besitzerin der Skulptur ist die reiche Wiener Gräfin Gertrude von Ramshorns. Als die Gräfin eines Tages eine wertvolle Perlenkette vermisst, wird eine Dienstmagd des Diebstahls beschuldigt. Die Magd fleht in ihrer Not die in der Hauskapelle aufgestellte Madonna um Hilfe an. Und tatsächlich: nach intensiver Suche findet sich das Schmuckstück bei einem Reitknecht. Die Dienstmagd ist gerettet und Gräfin Ramshorns schenkt die Statue als Wiedergutmachung dem Wiener Stephansdom. So viel zur Sage. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Dienstbotenmadonna von Anfang an im Stephansdom aufgestellt war, auch wenn sich die ursprüngliche Stelle nicht mehr rekonstruieren lässt. Denn Kostbarkeit und Größe der Statue sprechen eher für höfische oder kirchliche und weniger für private Herkunft.

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