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Giovanni Bellini

Junge Frau bei der Toilette

Sein ganzes Leben lang widmet sich der berühmte Giovanni Bellini fast ausschließlich religiösen Motiven. Madonnen und Heilige bestimmen sein Werk. Und dann, ein Jahr vor seinem Tod, im biblischen Alter von über 80 Jahren, malt er plötzlich eine junge, nackte Frau. Was treibt ihn dazu? Hat er vielleicht in dem Moment, als er sein Ende nahen fühlt, einem langjährigen Modell seiner Madonnenbilder ein faszinierendes Denkmal gesetzt?

Es gibt dazu keine eindeutigen Quellen. Tatsache ist jedoch, dass sich im Ouevre Bellinis Madonnen finden, die der jungen Nackten frappierend ähnlich sehen. Die Frau blickt gelassen, fast in sich gekehrt, in ihren Handspiegel. Sie ist sich ihrer Schönheit und Jugend voll bewusst. Also haben wir es hier offenbar nicht mit einer Vanitas-Darstellung, einem Vergänglichkeitsbild zu tun, das auf Bellinis hohes Alter, seinen nahen Tod hinweist.

Es ist der Maler selbst, der uns zum Zentrum des Bildes führt: über die Konturen der Berge im Hintergrund, die sich im Tuch auf dem rechten Oberarm nahtlos fortsetzen, wandert der Blick des Betrachters über rechten und linken Unterarm fast zwangsläufig hinauf zum Wandspiegel. Dort reflektiert sich das einzige Kleidungsstück, das die junge Schöne trägt: ein Tuch, besetzt mit Perlenreif und Diadem. Die Perle ist das Symbol der Göttin Venus und deutet unzweifelhaft auf die Identität der schönen Unbekannten hin.

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