Die nackten Füße
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Die nackten Füße

Caravaggio hat seiner Komposition eine strikte Hierarchie gegeben: Mutter und Kind eröffnen das Bild links unten, die Frau blickt als einzige zur Madonna auf. Ihr Kind beobachtet währenddessen die drei Männer. Im Vordergrund drängen sich drei barfüßige Männer in Tüchern heran, sie strecken die Arme aus, um aus den Händen des Ordensgründers Dominikus Rosenkränze zu erhalten.

Wie die meisten Bilder Caravaggios besticht auch die „Rosenkranzmadonna“ durch die Inszenierung von Licht und Schatten. Als virtuoser Lichtdramatiker revolutioniert er die Malerei und setzt seine zumeist biblischen Motive hyperrealistisch in Szene: Heilige haben schmutzige Fußsohlen und vom Leben gezeichnete Gesichter. Häufig holt der lombardische Maler seine Modelle dazu direkt von der Straße.

Caravaggio räumt mit den Konventionen der Renaissance auf. Ideale Schönheit, Überhöhung der Realität gelten ihm nichts. Figurenensembles werden wie auf einer Theaterbühne inszeniert, mit Schlaglichtern im Zentrum und Randfiguren im Schatten. Sein Realismus wirkt oft schonungslos, wenn er etwa Apostel als einfache Tagelöhner mit verwitterten Gesichtern, schütteren Haaren und gerunzelten Stirnen darstellt. Statt idealisierter Typen zeigt er echte Menschen mit schmutzigen Fingernägeln, fauligen Zähnen und Krampfadern. Caravaggios Welt ist nicht heil, sondern schonungslos, schäbig und verdorben. Der Naturalismus seiner Heiligenbilder findet bei seinen Zeitgenossen keineswegs ungeteilten Beifall. Nicht wenige werfen dem Maler, dessen eigener Lebenswandel genug Anlass zur Kritik bietet, vor, seine frommen Sujets zu pervertieren.

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