Reichskanzleitrakt
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Der Reichskanzleitrakt

Ein römischer Kaiser im inneren Burghof

Es ist der Vater Maria Theresias, Kaiser Karl VI. (1685-1740), der sich den Reichkanzleitrakt erbauen lässt. Die Pläne dazu erstellt der Architekt Johann Lukas Hildebrandt (1668-1745), der 1723 mit den Bauarbeiten beginnt. Bald aber muss Hildebrandt das Feld seinem Konkurrenten Joseph Emanuel Fischer von Erlach (1693-1742) überlassen, der den Bau 1730 fertigstellt. Der Reichskanzleitrakt ist der jüngste der vier Trakte, die den Inneren Burghof umschließen.

Zunächst wohnt und arbeitet hier Kaiser Karl VI., der Bauherr. Dessen Tochter und Nachfolgerin Maria Theresia bevorzugt allerdings den gegenüberliegenden Leopoldinischen Trakt. Daher dient der Reichskanzleitrakt nach Karls Tod 1740 hauptsächlich als Sitz der obersten Behörde des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

Als der letzte Herrscher der römischen Reiches, der Habsburger Franz II., 1806 die römisch-deutsche Kaiserwürde niederlegt, werden die Räume des Reichskanzleitraktes für Wohnzwecke der kaiserlichen Familie adaptiert.

1857 ziehen hier Kaiser Franz Joseph I. (1830-1916) und seine Gattin, Kaiserin Elisabeth von Österreich, samt Familie ein. Der Kaiser schläft und arbeitet im Reichskanzleitrakt, Elisabeth hingegen bezieht ihre Appartements im angrenzenden Amalientrakt.

Der Reichskanzleitrakt wendet, ebenso wie der angrenzende Amalientrakt, seine repräsentative Fassade dem Inneren Burghof zu. Der langgestreckte Bau weist drei Portale mit jeweils einem darüber liegenden Balkon und reichem Figurenprogramm in der Attikazone auf Höhe des Daches auf. Obwohl 1730 vollendet, besitzt die Fassadengestaltung bereits Merkmale des aufkommenden Klassizismus.

Das Mitteltor, Kaisertor genannt, war ausschließlich den Mitgliedern der kaiserlichen Familie vorbehalten.

Über dem langen Mittelbalkon thront auf Höhe des Daches der Wappenschild Kaiser Karls VI., darüber die römisch-deutsche Kaiserkrone, die von einer goldenen Kette mit dem Symbol des Ordens vom Goldenen Vlies umrahmt wird. Der Orden vom Goldenen Vlies ist ein exklusiver, 1430 gegründeter Ritterorden, der noch heute existiert.

Die beiden Portale links und rechts des Haupttores werden von je 2 Skulpturen des berühmten italienischen Bildhauers Lorenzo Mattielli (1687-1748) gesäumt. Die imposanten Kunstwerke aus Sandstein zeigen Szenen aus der Herkulessage.

Die Wohnräume von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth, die sogenannten Kaiserappartements, sind heute als Museum zugänglich. Der Besuchereingang liegt, ebenso wie jener zum Museum Silberkammer und zum Sisi Museum, unter der Kuppel des Michaelertraktes.

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