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Das weiße Gold

Der Bauarbeiter schaufelt Erde aus der Baustelle des ehemaligen Klosters in Traunkirchen. Es ist eine harte Arbeit, aber die Erde ist weich und nur wenige Steine sind im Weg. Doch was ist das? Er stößt mit der Schaufel auf etwas Hartes. Ein metallisches Geräusch! Oder doch nur ein Stein? So hat es sich nicht angehört. Er ist ein erfahrener Bauarbeiter. Er weiß, wie es sich anfühlt, auf einen Stein zu stoßen. Das hier war etwas anderes. Vorsichtig gräbt er mit den Händen weiter und legt ein eisernes Schwert frei.

1997 und 1998 wird der Kreuzgang des ehemaligen Klosters saniert. Hier stoßen die Bauarbeiter auf ein urzeitliches Grab, dass beweist, dass lange vor der eintausend jährigen Klostergeschichte schon Menschen hier lebten.

95 Brandgräber werden freigelegt. Die ältesten datieren aus der späten Bronzezeit, dem 10. Und 9. Jahrhundert vor Chr. und die jüngeren aus der älteren Hallstattzeit, aus dem 7. Und 8. Jahrhundert. Man findet sowohl einfache Gruben als auch reich ausgestattete Hügelgräber mit steinumstellten Grabkammern.

Diese archäologischen Funde in Traunkirchen belegen, dass die Einwohner der damaligen Siedlung einen gewissen Wohlstand genossen. Dies lässt sich vor allem aus den reichen Grabbeigaben schließen, die Keramikgefäße, Bronzeschmuck und Waffen enthielten.

Viele der Verstorbenen wurden auf einem Scheiterhaufen verbrannt und die Gräber mit vielen Beigaben für das Leben im Jenseits ausgestattet. Archäologen finden Gefäße mit Speisen und Getränken, Werkzeuge, Schmuck und Waffen.

Ein besonderes, reich ausgestattetes Grab ist das eines Kriegers. Es enthält ein Eisenschwert, Reste eines Eisenmessers und sechs bronzene Pfeilspitzen. Mehrkopfnadeln halten die Umhänge an der Schulter zusammen und galten als prestigereiche Schmuckstücke und Statussymbole.

Zusätzlich wurde das Grab mit Prunkgeschirrsätzen ausgestattet, typisch für die Hallstattzeit. In jener Zeit herrschte der Glaube, dass das Leben nach dem Tod ein immerwährendes Festmahl sei, bei dem Freunde und Familie für alle Ewigkeit zusammensaßen, gutes Essen und gute Gesellschaft genossen. Diese Ausstattung kennzeichnet eine elitäre und kriegerische Gesellschaftsschicht.

Archäologen stellen sich dann natürlich die Frage, woher dieser Reichtum kam. Die einzige Erklärung lässt sich auf die enge Verbindung mit den Salzherrn von Hallstatt schließen. An den Gräberfunden lässt sich die parallele Entwicklung der beiden Siedlungen ablesen.

Hallstatt und die damalige Siedlung in Traunkirchen kann man als Zentrum und Peripherie einer urgeschichtlichen Bergbaulandschaft verstehen. In deren Mittelpunkt steht das Salz, das weiße Gold jener Zeit, mit dem Speisen verfeinert aber vor allem Nahrungsmittel konserviert und haltbar gemacht werden. Denn damals gab es schließlich noch keine Kühlschränke oder Kühlkammern.

Dennoch ist es nach dem heutigen Forschungsstand immer noch schwer zu beantworten, welche Rolle Traunkirchen dabei spielt. Durch die verkehrs-geografische Lage des Ortes kann man annehmen, dass es ein vorgeschobener Handelsposten für das Hallstätter Salz und ein beherrschender Punkt für den Weg ins Innere des Salzkammergutes war.

Es ist durchaus denkbar, dass die Siedlung als Umschlagpunkt für landwirtschaftliche Produkte der Region fungierte. Von hier aus könnten notwendige Nahrungsmittel, Rohstoffe, Vieh und vielleicht auch Arbeitskräfte für den Salzbergbau in Hallstatt geliefert worden sein.

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