Die Traunreiter
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Die Traunreiter

Es ist unsagbar laut, wo die Wassermassen des Traunfalls in die Tiefe stürzen.  Aber sie sind eine eingespielte Gruppe, ein Team, wie man heute sagen würde. Die Fallbauern brauchen keine Worte. Was wirklich nötig ist, ist die innere Ruhe, damit es den Pferden gut geht und ihnen nichts passiert.

Ab dem Edikterlass Kaiser Maximilians I. mussten alle Zillen, die beim Salztransport im Einsatz waren, im Pferdegegentrieb an ihre Ausgangsorte rückgeführt werden. Diese Gegenzüge konnten im Lizitationsverfahren von den Bauern ersteigert werden.

Die zum Ziehen eines Schiffes nötige Anzahl an Pferden bildete den „Traunzug“ oder nur „Zug“ genannt. Das erste Pferd trug dabei den „Naureiter“, das letzte den „Afterreiter“. Der Stangl- oder Vorreiter war ein zusätzlicher Mann, der nicht mit dem Zugseil verbunden war. Mit einer Messstange, dem „Schalt“, maß er die Wassertiefe, wenn die Pferde durch Nebenflüsse waten oder auf die andere Uferseite wechseln mussten.

Die Traunbauern zogen mit vier bis fünf ihrer schweren Pferde jeweils zwei zusammengehängte Zillen von Zizlau an der Donau bis Stadl zurück. Von Stadl wurden die Traunpferde mit der Rossplätte wieder nach Zizlau zurückgeführt. Diese zeichnete sich durch niedrige Seitenwände aus, um den Pferden ein leichteres Einspringen zu ermöglichen.

Von Stadl aus führten Roithamer Bauern die Gegenzüge durch den Traunfallkanal nach Gmunden. Da sie besondere Kenntnisse über die Verhältnisse am Traunfall besaßen, wurden sie auch als „Fallbauern" bezeichnet. Durch den fahrbaren Kanal mit einer Steigung von bis zu 6,5% mussten zwei Gegenzüge, also zehn bis zwölf Pferde, zusammengespannt werden, die jeweils nur eine Zille hochzogen. Des Weiteren wurden auf dieser Strecke zwei Pferde mehr beritten durch die sogenannten „Mittelreiter“. Die Fahrt von Stadl bis Gmunden dauerte für gewöhnlich etwa neun Stunden und begann um drei Uhr früh. Der „Fallzug“ war das unbestrittene Vorrecht der dort ansässigen Bauern. Sie wussten, dass das Salzamt auf sie angewiesen war und zogen ihre Vorteile daraus. So wurde ihnen zeitweilig Hafer beigestellt, wenn in der Region nicht genug zu haben war, wobei das kaiserliche Gut von niemandem mit Maut, Zoll oder anderen Gebühren belegt werden durfte.

Über den Traunsee ließ der Gmundner Urfahrmeister die Salzzillen durch seine Knechte rudern, ab Ebensee herrschte jedoch wieder reger Gegenzug. Den Rücktransport nach Hallstatt übernahmen hier die Ebenseer Roßbauern. Sie brachten die Schiffe in einem Tag bis Ischl, in zwei Tagen bis Hallstatt, wobei auf dieser Strecke der „Wilde Lauffen“ mittels einer Seilwinde zu überwinden war. Bereits im 16. Jahrhundert hatten die Roßbauern Verträge, in denen ihre Bezahlung, abhängig von den Haferpreisen, geregelt war.

Da der bäuerliche Gegentrieb immer teurer wurde, löste der Staat 1806 die Verträge mit den privaten Fall- und Traunbauern und begann die Gegenzüge in Eigenregie durchzuführen. Dazu errichtete das Salzoberamt 1807 in Stadl-Paura Stallungen für 168 Pferde für die nun 24 ärarischen – also: staatlichen – Gegenzüge. Die damalige Traunzugsregie, später das Bundeshengstenstallamt, ist heute das Pferdezentrum Stadl-Paura. 1824 beendete der Staat jedoch die ärarische Salzschiffahrt und somit auch die Gegenzüge.

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