Das Pferdezentrum Stadl-Paura
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4. LANGE NACHT DER INDUSTRIEKULTUR
5. September 2024 - von 16:00 bis 22:00 Uhr
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Vom Gegenzug zum Hofleichenwagen
40.000 Menschen säumen die Straßen der Wiener Innenstadt. Der Trauerzug bewegt sich vom Stephansplatz über Graben und Kohlmarkt zum Michaelerplatz, von dort durch die Stallburg zur Albertina, ehe er zum Neuen Markt mit der Kapuzinerkirche führt. Das regnerische Wetter und die früh hereinbrechende Dämmerung verleihen der Zeremonie ein düsteres Erscheinungsbild. Sechs schwarze Pferde, gestellt vom Bundesgestüt Stadl-Paura, ziehen den kaiserlichen Hofleichenwagen bei der Bestattung Zitas von Bourbon-Parma am 1. April 1989. Als Kutscher fungiert bei diesem Anlass der Bundesgestüt-Oberoffizial Johann Steininger.
Das Pferdezentrum Stadl-Paura kann auf eine über 220-jährige Geschichte zurückblicken. Die ältesten Gebäude im ehemaligen k. u. k.-Hengstdepot stammen aus dem Jahr 1807. Die Pferde, meist Noriker, ziehen, im sogenannten „Gegenzug“, die Salzzillen von Linz wieder flussaufwärts nach Gmunden. Zur Unterbringung dieser Pferde werden die Stallungen erbaut, außerdem ein Verwaltungs-, Mayr- und Schmiedehaus für die k. u. k.-Traunzugsregie. Als offizielles Gründungsdatum des kaiserlich-königlichen Hengstendepots gilt der 17. September 1826, wobei der Vollbetrieb erst im Jahre 1827 aufgenommen wird.
Bis zum Ersten Weltkrieg legt man in Stadl-Paura besonderes Augenmerk auf die Noriker-, Haflinger-, Warmblut- und Vollblutzucht, was sich auch nach dem Zusammenbruch der Monarchie 1918 kaum ändert. Das „Bundeshengstenstallamt“ wird dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft unterstellt. Durch den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im Jahre 1938 wird es als 'Landgestüt' dem Reichsministerium für Landwirtschaft direkt in Berlin unterstellt. Der Bestand beträgt 1939 etwa 560 Zuchthengste, die Gestütsdienste werden bis Kriegsende von 135 Angestellten wahrgenommen. Nach 1945 bringt ein massiver Schrumpfungsprozess in der Pferdezucht erhebliche Einschnitte beim Hengst- und somit auch beim Personalbestand in Stadl-Paura. Die 1950 erbaute „neue Schmiede“ stellt bis 1999 den letzten Eingriff in die Anlage dar.
In den 1960er-Jahren entwickelt sich die Tendenz zum Sport- und Freizeitpferd. Die einheitliche Zucht eines dafür geeigneten Reitpferdes ist aber nicht möglich, sind doch die alten Zuchtstämme der einstmals so berühmten Halbblutpferde der Donaumonarchie, falls sie überhaupt noch existierten, in alle Winde zerstreut. So übernimmt das Pferdezentrum die Aufgabe, die altösterreichischen Stämme, wie zum Beispiel Furioso oder Nonius zu erfassen und neuerlich der Zucht zuzuführen.
Seit der Privatisierung 1999 wird Österreichs größtes Pferdezentrum von der „Pferdezentrum Stadl-Paura GmbH“ geführt und beherbergt im Schnitt 100 Lehr- und Ausbildungspferde. Schüler des Agrarischen Bildungszentrums (ABZ) und der HAK Lambach werden hier in der Praxis unterrichtet, Jungpferde ausgebildet und Pferde spezialisiert, zudem betreibt man das „Trainingszentrum Mensch und Pferd“. Mit vier Reithallen und einem weitläufigen Gelände bietet das Pferdezentrum eine einmalige Location, die keine Wünsche mehr offenlässt.