Der Gegenzug
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Der Gegenzug

Das Pferd wiehert laut, als es mit den Vorderhufen ins tiefe Wasser kommt. Jedes Pferd ist durch das Nebenseil mit dem Hauptseil verbunden. Blitzschnell schlägt der Seilwart mit einem langen Hammer auf einen Holzstock, mit dem die beiden Seile verknotet sind. Das Ross ist sofort frei und kann sicher aus der Traun geführt werden.

Für den Bergbau und das Sudwesen in Hallstatt und Ebensee wurden enorme Mengen Holz verbraucht, die es galt in den Wäldern der Region zu schlägern. Bis ins frühe 16. Jahrhundert wurden Floße, Zillen und Schiffe nur gebaut, um sie an ihrem Endhafen an der Donau nach dem Ausladen der Waren zu zerlegen und als Bau- oder Brennholz zu verkaufen. Für jeden Salztransport mussten also neue Zillen gebaut werden. Die Schäden, die dadurch in den Wäldern des Salzkammergutes entstanden, stiegen ins Unermessliche, sodass sogar der Sudbetrieb in der Saline Hallstatt gefährdet war. Um den Holzbedarf im Schiffbau einzuschränken und die Wälder vor Raubbau zu bewahren, ordnete Kaiser Maximilian I. im Jahr 1509 die Rückführung aller Zillen an ihre Ausgangsorte an.

Diese Umstellung lief zunächst nicht reibungslos ab. Bereits dem Reformationslibell von 1524 ist zu entnehmen, dass die Verordnungen, die den Gegentrieb mittels Pferdezug begünstigen sollten, nicht auf Anhieb angenommen wurden, sondern vielmehr auf massiven Widerstand stießen. Die Salzfertiger fürchteten um ihre Einnahmen aus dem Verkauf der Zillen am Endhafen und die Fischer um die Möglichkeit, die Traun zu befischen. Die Bauern hatten Angst um ihre am Ufer gelegenen Wiesen und Felder und vor den mit den Gegenzügen verbundenen Ernteausfällen. Der Streit ging so weit, dass Schiffzüge stromaufwärts wiederholt sabotiert wurden. Erzherzog Ferdinand I. sah sich sogar veranlasst, den Saboteuren Waffengewalt anzudrohen.

Einem reibungslosen Ablauf des Gegentriebes standen im frühen 16. Jahrhundert neben den Protesten der Anrainer auch verkehrstechnische Schwierigkeiten entgegen. Die Traun musste erst entsprechend fahrbar gemacht werden, war doch das Flussgerinne ursprünglich kaum breit genug, als dass sich zwei Zillen hätten begegnen können. Zudem kamen zwei Felsformationen, der Traunfall und der „Wilde Lauffen“, die große Gefahren bargen.

Der Traunfall wurde bereits unter Königin Elisabeth im Jahre 1311 schiffbar gemacht und 1416 erneuert. Der Ausbau des Kanals für die Gegenzüge erfolgte von 1552 bis 1554 durch den Forstwart Thomas Seeauer, der auch für den großen Schifffahrtskanal am „Wilden Lauffen“ verantwortlich zeichnet. Bereits fünfzig Jahre zuvor, etwa um 1500 ließ Kaiser Maximilian in der Ortschaft Lauffen ein Windengebäude mit einer Gegenzugwinde errichten.

So waren bis ins anfängliche 17. Jahrhundert die technischen Probleme der Gegenfahrt gemeistert und die nötigen Treppelwege angelegt, sodass sich die Rückführung der Zillen durchsetzte. Die Wege mussten immer in ausgezeichnetem Zustand sein, damit den Pferden nichts passierte, war doch ein Pferd beinahe mehr wert, als ein Menschenleben. Ein Gegenzug in ruhigem Wasser bestand aus 2 Zillen, die von 4 Pferden gezogen wurden, während ein Vorreiter die Wassertiefe prüfte. Am Traunfall jedoch zogen 10 bis 12 Pferde nur eine Zille.

Mit der Einführung des Gegentriebs konnten alsdann auch Nahrungsmittel, wie Hofkorn, Fett, Wein und Speck, sowie sonstige Güter für die Bevölkerung auf Zillen ins Kammergut gebracht und somit die Versorgung gesichert werden.

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