Klostertheater

Neueröffnung für einen ganz besonderen Gast

Ein junges Mädchen steigt aus einer prachtvollen Kutsche. Die Mönche des Benediktinerordens in Lambach sind in höchster Aufruhr. Es ist ein besonderer Besuch. Nervös schiebt das Mädchen ihre habsburgische Unterlippe ein kleines Stückchen nach vorne, um einen besonders royalen Eindruck zu vermitteln. Es ist Marie Antoinette. Stefan Zweig beschreibt diese Attitüde in seiner berühmten Biografie Marie Antoinette, um so auf ihre hochgestellte Abstammung hinzuweisen.

Die Habsburger Prinzessin befindet sich auf dem Weg nach Frankreich, um den Dauphin, den zukünftigen König Louis XVI zu heiraten. Auf dem Weg dorthin nimmt sie in Lambach Quartier. Zu Ehren ihres Besuches und für ihre Unterhaltung eröffnen die Mönche das barocke Theater neu.

Für den Benediktinerorden sind Theater und darstellende Kunst seit der Gegenreformation eine wichtige Rolle, um die Kunst als Mittel der Rekatholisierung einzusetzen. Die ursprüngliche Idee war, die geistlichen Texte der Sonntagsmessen am Nachmittag noch einmal in der Form eines Singspieles zu vermitteln. Mit der Zeit erweitern sich die Spielpläne des Klosters um Themen aus der Antike und weltliche Stücke.

Das Theater, so wie es Besucher heute kennen, stammt aus der Zeit von Abt Amandus Schickmayr aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Es musste erneuert werden, denn 1770 sollte ein besonderer Gast, Marie Antoinette, die angehende Königin Frankreichs, in Lambach auf ihrer Reise nach Frankreich übernachten.

1769 lässt der Abt ‚das Theatrum in beßeren Stand richten.‘  Im März 1770 beginnt Wenzel Turetschek das Theater zu renovieren und die Bühnenfront mit Scheinarchitektur zu bemalen. Er hat dafür nur weniger als einen Monat Zeit, denn am 23. April soll es, anlässlich der Ankunft Marie Antoinettes eröffnet werden.

Einer der Dichtermönche, Pater Maurus Lindemayr, schreibt für die Eröffnung und den hohen Besuch, zu ihrer Reisepassend, das Stück Der kurzweilige Hochzeitsvertrag. Dass die Habsburgerprinzessin allerdings auch eine Reise zur Guillotine antritt, ist die Tragik dieser Vermählung.

Seit 2003 bespielt der Theaterverein Barocktheater Lambach den Raum. Als einziges erhaltenes Klostertheater Österreichs ist es tatsächlich eine Besonderheit.

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