11 - Ordinarischiffe
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Ein Schiff als Verhandlungsplattform

Dieser Raum ist, neben dem Prälatensaal, ein weiteres Beispiel für die prunkvolle barocke Ausstattung jener Räume, die der jeweilige Prälat bei seinen Besuchen in Spitz zur Verfügung hatte. Als einziges Zimmer war es beheizbar und verfügte über einen Kachelofen, den Sie rechts im Raum sehen können.

Neben den Adlern in den Ecken des Raumes ist besonders das Stuckportal mit Blütenmotiven in zarter Farbgebung zu erwähnen. Die Stuckarbeiten an der Decke sind in einer selten angewandten Technik, der so genannten „Perforierung“ ausgeführt.

In diesem Raum befinden sich einige ganz besondere Schiffsmodelle, ein außergewöhnlich prachtvolles finden Sie gleich links im Schaukasten.

Es ist das Leibschiff von Kaiser Karl VI. Das Modell wurde genau nach originalen Plänen aus der Nationalbibliothek gefertigt, selbst die Schnitzereien an den Zierelementen sind exakt ausgeführt.

Schiffe wie dieses wurden von Adeligen selbst verwendet und waren naturgemäß wesentlich besser ausgestattet als die sonst üblichen Zillen. Sie fuhren in der Regel im Konvoi und hatten verschiedene Begleitschiffe, unter anderem Küchenschiffe, Kriegsschiffe und Seilplätten.

Der rechte Schaukasten vor dem nächsten Portal behandelt ein besonderes Ereignis aus der Geschichte der Habsburger Monarchie. Die Szene zeigt die Übergabe der Gesandtschaft des Freiherrn von Rathkeal aus dem Einflussbereich der Habsburger in jenen der Osmanen.

Dies wurde auf einer sogenannten „Fliegenden Brücke“ zelebriert, wie das Modell im Schaukasten zeigt. Die „Fliegende Brücke“ war in der Mitte des Flusses verankert, wo Vertreter beider Parteien die Übergabedokumente unterzeichneten. Diese Form wurde angeblich auch gewählt, um die Verhandlungen zu beschleunigen, denn das Verweilen auf so einer „Fliegenden Brücke“ war naturgemäß nicht sehr komfortabel.

Das Besondere daran war, dass Habsburger und Osmanen zu dieser Zeit noch in ständigem Konflikt miteinander lagen. Trotzdem versuchte man in diplomatischem Kontakt zu stehen und beschloss daher, Botschafter zu entsenden.

Der habsburgische Gesandte war Peter Philipp Herbert Freiherr von Rathkeal. Er wurde 1779 nach Konstantinopel geschickt. Die Reise dorthin konnte bis zur Grenze bei Semlin bei Belgrad relativ bequem und sicher auf der Donau erfolgen. Nach dem Grenzübertritt gestatteten die Osmanen die Fahrt aus militärischen Gründen allerdings nur mehr am Landweg. Da die Habsburger aber großes Interesse an einer Kartographierung der Donau hinter der Grenze zum Osmanischen Reich hatten, griff Rathkeal zu einer List.

Er war mit seiner hoch schwangeren Frau unterwegs und konnte dem Sultan glaubhaft vermitteln, dass die beschwerliche Reise über Land für sie zu gefährlich sei. Daher erhielt er als Botschafter die einzigartige Ausnahmegenehmigung, die Fahrt von Semlin bis Ruscuk auf der Donau fortzusetzen.

Auf seinem Schiff, welches im rechten Teil des Schaukastens zu sehen ist, waren daher einige Kartographen und Militärpioniere als Matrosen getarnt mit dabei. Unter dem Kommando des erfahrenen Pontonier-Hauptmannes Georg Lauterer konnten so erstmals bis Ruscuk detaillierte Pläne des Unterlaufes der Donau erstellt werden. Diese Pläne sind bis heute in der Nationalbibliothek erhalten.

Mit Unterstützung von Land NÖ und Europäischer Union (LEADER).

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