09 - Erlahof
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Der spätbarocke Erlahof

Das Schifffahrtsmuseum Spitz befindet sich in einem traditionsreichen Gebäude, im spätbarocken Erlahof. Der ursprüngliche Erlahof, der bereits im 11. Jahrhundert existiert hat, war im Besitz der Freibauern von Erla, die den Gebäudekomplex Mitte des 13. Jahrhunderts an das bayerische Kloster Niederalteich verkauften.

Der Erlahof blieb bis zur Säkularisierung des Klosters im Jahr 1803 im Besitz der Stiftsherren und diente vorwiegend als klösterlicher Lesehof und Verwaltungszentrum der bayerischen Stiftsgüter. Und auch als Residenz des jeweiligen Prälaten bei dessen Besuchen in der Wachau.     

Das ist vermutlich auch der Grund für die prunkvolle Ausstattung der Räume im Obergeschoß. Die erhielt der Erlahof allerdings erst im Zuge seiner Barockisierung im 18. Jahrhundert, denn im Jahrhundert davor kam das Gebäude erheblich zu Schaden: kaiserliche Truppen eroberten um 1620 das mehrheitlich protestantische Spitz, plünderten und brannten viele Gebäude nieder.

Es ist der Energie und Fachkenntnis Abt Joscio Hambergers zu verdanken, dass der Erlahof nicht dem Verfall preisgegeben wurde. Unter seiner Regie wurde der Erlahof im 18. Jahrhundert zu einem barocken Schloss um- und ausgebaut.

Nach der Säkularisierung des Mutterklosters Niederalteich wechselte der Erlahof mehrfach den Besitzer und wurde schließlich 1940 von der Gemeinde Spitz erworben. In den 1960er Jahren erfolgte die dringend notwendige, umfassende Renovierung und 1970 wurde schließlich das Schifffahrtsmuseum Spitz im Erlahof eröffnet.     

Wenn Sie nun dem Stiegenaufgang in den ersten Stock folgen, können Sie einige Merkmale der ursprünglichen gotischen Baustruktur erkennen.    

Im Zuge der Restaurierungen in den 1960er Jahren wurden nahe der Treppe ins Obergeschoß Reste von Fresken aus dem 14. Jahrhundert freigelegt. Die Malereien zeigen Motive aus einer „Biblia Paupera“, also aus einer „Bibel für Arme“, aus dem 13. Jahrhundert.

Da im Mittelalter nur wenige Menschen lesen konnten, wurde die Geschichte der Bibel in Form von Malereien gezeigt. Links des Portals kann man Fragmente einer etwas jüngeren Malerei sehen, die ein „Schicksalsrad“ zeigt. Die Botschaft lautet: „Wir alle sind dem Schicksal unterworfen. Mal hat man das Glück oben am Rad zu sein mal das Pech unten. Meist sind wir aber irgendwo in der Mitte…“

Aber es ist auch einiges an prunkvoller barocker Zier erhalten geblieben: am Portal, das in den Prälatensaal führt, ist links das Rosenwappen des Abtes Joscio Hamberger angebracht, der für den barocken Umbau verantwortlich zeichnete.

Rechts sehen Sie das Wappen des bayerischen Stiftes Niederalteich, drei Berge auf goldenem Grund. Diese drei Berge sind auch im Marktwappen von Spitz zu sehen und dokumentieren die jahrhundertelange, enge Verbundenheit der Ortschaft Spitz mit dem bayrischen Raum.

Bevor Sie nun durch das Portal den Prälatensaal betreten, bleiben Sie kurz bei den beiden Schaukästen stehen. Während der linke Schaukasten traditionelle Wachauer Goldhauben zeigt, steht im rechten Schaukasten seit 2008 eine historische Sensation: der originale Innungspokal der Schiffsmeister von Rossatz, hergestellt um 1690.

Der 1984 verstorbene, letzte männliche Namensträger der Familie Schlumberger von Goldeck, Robert von Schlumberger, hatte verfügt, dass der Pokal nach dem Tod seiner Frau Viktoria an die Gemeinde Rossatz gehen sollte. Man munkelt, dass die Verantwortlichen in Rossatz zunächst gar nicht wussten, welch unermesslich wertvolles Stück ihnen da zugefallen war.   

Gehen Sie nun durch das prachtvolle Portal in den reich verzierten Prälatensaal, die nächste Station unseres Rundgangs.

Mit Unterstützung von Land NÖ und Europäischer Union (LEADER).

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