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Die ehemaligen Lesehöfe Rothenhof und Pichelhof
Wo die Kunst des Weinlesens zu Hause war

Die zahlreichen ehemaligen Lesehöfe der Wachau sind fast ausschließlich das Werk geistlicher Bauherren. Denn seit dem Mittelalter waren Weinanbau und Pflege der Weinkultur in erster Linie Sache geistlicher Institutionen. Hier kulminierte bis ins 18. Jahrhundert das Wissen um die Fertigkeiten, die für Anbau, Ernte und Kelterei der wertvollen Trauben nötig waren.   

Der Pichelhof etwa ist der ehemalige Lesehof des Augustiner Chorherrenstiftes von St. Pölten und ein architektonisches Juwel unter den einstigen klösterlichen Lesehöfen. Harmonische Proportionen gliedern den Bau, die linken Erdgeschossfenster tragen schmiedeeiserne Klostergitter, die Obergeschossfenster Fensterkörbe mit klassizistischem Dekor.

In der Mitte zeigt ein flacher Dreiecksgiebel ein spätbarockes Fresko. Es stellt die Genoveva von Brabant mit einer Hirschkuh dar. Genoveva, die Gemahlin des Pfalzgrafen Siegfried, wurde der Legende nach von diesem der Untreue beschuldigt und gemeinsam mit ihrem neugeborenen Sohn verstoßen. Sie fand Zuflucht in einer Höhle im Wald, wo sie ihr Kind von einer von der Gottesmutter Maria gesandten Hirschkuh säugen ließ. Ob Genoveva als historische Person tatsächlich existiert hat, ist nicht gesichert.  

Der nahe der Donau gelegene Pichelhof wird bei Hochwasser regelmäßig überflutet und auch bei extremen Niederschlägen ergießt sich ein Sturzbach vom Loibenberg über den Graben in den Hof. Daher sind nur die Räume im ersten Stock für Wohnzwecke nutzbar und es bedarf großer Anstrengungen das Haus in gutem Zustand zu erhalten.  

Der Rothenhof ist der ehemalige Wein- und Wirtschaftshof des bayerischen Benediktinerstiftes Tegernsee und verdankt seinen Namen dem 1540 verstorbenen Passauer Bürger und Hofbesitzer Wolfgang Rothofer.

Die heutige Bezeichung Rothenhof setzte sich erst im Laufe des 17. Jahrhunderts durch. Der Rothenhof ist ein typischer Wachauer Lesehof, wie ihn Klöster zur Bewirtschaftung ihrer Weingüter erbauen ließen. Dazu gehörte ein Weinkeller, ein Stall, ein Presshaus, eine Vorratskammer sowie im ersten Stock die Wohnräume.

Der Rothenhof ist ein eindrucksvolles Gebäude über barocken Grundmauern und zeigt hofseitig eine gestufte Aufmauerung. Das barocke Dach weist Schleppgauben auf, also Aufbauten im geneigten Teil des Daches, die zum Licht- und Lufteinlass dienen.

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