Die Spanische Hofreitschule in Wien
Die älteste Reitschule der Welt
Die Spanische Hofreitschule ist die älteste, noch bestehende Reitschule der Welt. Die Bezeichnung “Spanisch“ in ihrem Namen leitet die Hofreitschule von der auf der iberischen Halbinsel heimischen Pferderasse ab, die im 16. Jahrhundert als edel und gelehrig galt und sich für die klassische Reitkunst besonders eignete.
Erzherzog Karl II. von Innerösterreich (1540¬¬–1590) gründete 1580 das Hofgestüt Lipica im heutigen Slowenien, das er mit aus Spanien importierten Pferden, fortan als „Lippizaner“ bezeichnet, bestückte. Seit 1920 werden die Lipizzaner im Gestüt Piber in der Steiermark gezüchtet.
Um 1680 ließ Kaiser Leopold I. bereits eine erste Reithalle aus Holz errichten, die jedoch während der zweiten Türkenbelagerung Wiens 1683 beschädigt und in Folge abgerissen wurde. Erst Kaiser Karl VI. griff die Pläne zur Errichtung eines Reitschulgebäudes wieder auf: 1735 wurde das Bauwerk von Joseph Emanuel Fischer von Erlach (1693–1742) nach den Entwürfen seines Vaters, Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656–1723), fertiggestellt. Es ist bis heute in seiner ursprünglichen Form erhalten und gilt als die schönste Reithalle der Welt.
Die Spanische Hofreitschule existiert in ihrer heutigen Form erst seit dem 19. Jahrhundert, ursprünglich diente sie der reiterlichen Ausbildung der kaiserlichen Familie und war keine öffentliche Institution. Die 72 Lipizzaner-Hengste, die bei den berühmten Reitvorführungen zum Einsatz kommen, sind im Erdgeschoß der Stallburg untergebracht. Gezeigt werden schwierigste Manöver klassischer Reitkunst, wie z.B. die Kapriole, ursprünglich eine Verteidigungstechnik aus dem 15. Jahrhundert, bei der das Pferd nach vorne springt und am höchsten Punkt der Flugbahn mit den Hinterbeinen ausschlägt.